Sonntag, 5. Juni 2011

(Palast²)²

2011-06-05
Heute stand also der zweite Teil der großen Palast-Tour an. Drei Paläste und der geheime Garten fehlten ja noch. Und natürlich sollte es mal wieder ganz anders kommen.
Schon die Hinfahrt war diesmal etwas abwechslungsreicher als sonst. Vor mir saßen zwei kleine Kinder, die ein Klatschspiel gespielt haben. Als sie sich dann zu mir umgedreht haben und mir die Hände hingehalten haben, habe ich natürlich eingeschlagen. Danach wollten sie dann wissen woher ich komme und wohin ich unterwegs bin und noch ein paar andere Dinge, die ich aber nicht alle so recht verstanden habe. Draussen hat mich dann der kleinere gefragt, ob ich auch mit dem Zug fahre und kaum hatte ich Ja gesagt, hat er meine Hand ergriffen und mich mitgezogen. Die Mutter hat nur nett gegrinst, also bin ich halt mit. Als es dann ans Umsteigen ging und sich unsere Wege trennten, haben sich die beiden dann an mir festgekrallt und wollten mich mit in ihren Zug nehmen. Die Mutter hat sie dann aber doch von mir losreißen können.
Endlich am Jongmyo-Schrein angekommen war erstmal Ende Gelände. Hier darf man nämlich, genau wie im Geheimen Garten, nicht einfach so rein, sondern nur zu bestimmten Zeiten mit einer Führung. Die hatte ich wohl gerade verpasst und die nächste englischsprachige Führung war erst in zwei Stunden. Auf der Karte stand aber, dass man auch durch das Tor auf der hinteren Seite des Parks rein kann. Vielleicht hab ich hier ja mehr Glück, also einmal drum rum laufen. Auf der Karte stand auch, dass das hintere Tor mit einem der anderen Paläste verbunden ist. Dass diese Verbindung eine Brücke ist, auf die man so nicht raufkommt stand da natürlich nicht. Nachher habe ich aber eh erfahren, dass das Tor zu war. So habe ich aber zumindest die Bekanntschaft mit zwei lustigen Koreanern gemacht. Die saßen an einem kleinen Kiosk, haben mich an ihren Tisch gerufen und gefragt, wo ich denn herkomme. Als ich meinte, dass ich Deutscher bin, haben sie sich gefreut und mir ein Bier eingeschenkt. Danach haben sie dann noch einen Packen Zwiebelringe aufgemacht und Eier geholt, damit ich armer Kerl auch was zu essen hab. Wir haben dann ein wenig versucht zu kommunizieren. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Um die Ecke hab ich dann noch ein relativ harmloses, Beispiel für die kreative koreanische Stromkabelführung gefunden. Aber auch ein paar schöne Blumen und andere Dinge gab es unterwegs. Bis ich dann um die ganze Anlage gelaufen bin, war es auch schon fast zwei Uhr. Also auf zur Führung.
Hier wurde uns dann erstmal erklärt, woran man erkennt, dass man nicht in einem Palast ist. Schon die Tore unterscheiden sich. Hier ist alles schlichter. Die Tore der Paläste haben geschwungenere Dächer und fünf Farben, genau wie das Bibimbap. Hier ist alles auf Rot und Grün limitiert und es gibt in der ganzen Anlage auch keine Blumen, sondern nur Bäume und Sträucher. Die Tore hier haben immer drei Türen und durch die Anlage führt ein dreigeteilter Steinweg, den man aber nicht betreten darf. Hier durften früher nur der König (rechts) und der Kronprinz (links) laufen. Der mittlere Weg ist für den Geist (oder die Seele) der toten Könige reserviert. Alle anderen müssen den Sandweg nehmen. Einmal im Jahr wird hier eine traditionelle Zeremonie vorgeführt.
Hier gibt es zwei Hallen, in denen die Ahnentafeln der Könige liegen. Diese Boxen haben auf allen Seiten Löcher, damit der Geist rein und raus kann. Leider ist das alles hinter den grossen Toren versteckt. Aber man konnte den "Stairway to heaven" sehen und wir durften sogar vier der fünf Stufen hochsteigen. Erst kommen die Wolken, dann ein Regenbogen und die oberste Stufe ist dann der Himmel. Dort sind dann auch die Tafeln der toten Könige.
Im Anschluss wollte ich dann eigentlich weiter in den Geheimen Garten. Die zwei deutschen Tour-Mitbestreiter, die in China leben und hier eine Woche Urlaub machen, haben mir dann aber gesagt, dass sie da heute auch hin wollten, aber die erste Tour schon zu einer anderen Zeit stattgefunden habe und die letzte Tour heute um 14.30 sei. Mittlerweile war es aber bereits 15 Uhr. Somit hatte sich das erledigt. Mittlerweile wurden auch die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit immer unerträglicher, weshalb ich auch gar nicht mehr soviel Lust hatte mich überhaupt noch lange irgendwohin zu bewegen. Ich habe mich dann aber doch entschieden noch einmal kurz in den Deoksugung-Palast zu gehen, den ich schon ganz am Anfang besucht hatte. Er ist recht klein und lag auf den Heimweg. Hier sieht man dann auch nochmal, dass in den Palästen alles etwas farbenfroher ist.
Unterwegs bin ich dann noch kurz in Sinchon ausgestiegen. Hier liegen zwei große Universitäten und daher gibt es hier viele Läden für Studenten und bunte Bären.