Mittwoch, 9. Oktober 2013

Heute lernen wir: Koreanisch

Heute ist in Korea wieder ein Feiertag. Der Hangeul-Tag. Hangeul ist der Name der koreanischen Schrift. Daher wollte ich zur Feier des Tages eine kurze Einführung in die koreanische Sprache geben. Aber zuerst etwas Geschichte.
Früher wurden in Korea chinesische Schriftzeichen (teils mit kleinen Anpassungen) benutzt. Am 9. Oktober 1446 hat König Sejong den Text Hunminjeongeum (훈민 정음, 訓民正音, "Die richtigen Laute zur Unterweisung des Volkes") veröffentlicht und darin das koreanische Alphabet eingeführt. Damit wollte er unter anderem erreichen, dass auch das einfachere Volk Lesen und Schreiben lernen kann. Aus dem Vorwort:
„Die Sprache unseres Landes ist von China verschieden, und man kann sich mit der chinesischen Schrift nicht verständigen. Es gibt viele Menschen, die sich nicht schriftlich ausdrücken können. Das halte ich für bedauerlich. Ich will als Neuheit 28 Schriftzeichen festlegen. Ich habe nur einen Wunsch: Alle Leute dazu zu bringen, sie mühelos innerhalb eines Tages zu lernen.“
So hat König Sejong schließlich ein Alphabet aus 17 Konsonanten- und 11 Vokalzeichen geschaffen. Mit kleinen Abwandlungen nutzt man diese Zeichen noch heuteZwischen 1910 und 1945, als Korea unter japanischer Herrschaft stand, war Japanisch Nationalsprache und der Gebrauch der koreanischen Sprache und Schrift wurde verboten. Seitdem nutzt man aber wieder Hangeul. Selbst englische Worte werden (gnadenlos!!!) in Hangeul übersetzt. Die chinesischen Zeichen (Hanja) werden heutzutage nur noch recht selten verwendet, wenn man es anders nicht eindeutig ausdrücken kann. Manchmal werden auch Ortsnamen oder ähnliches noch in chinesischen Zeichen angegeben.
1991 wurde der Hangeul-Tag als offizieller Feiertag abgeschafft, um die Anzahl an Arbeitstage zu erhöhen. Ende letzten Jahres wurde beschlossen, dass er ab 2013 wieder offizieller Feiertag ist. Bei Starbucks gibt es derzeit sogar eine Tasse, auf der ein Teil des Hunminjeongeum abgedruckt ist. Also lasst uns heute die koreanische Schrift feiern und uns diese einmal anschauen.

Beginnen wir mit den Konsonanten. Die Form der meisten Konsonanten soll an die Lage der Zunge oder des Mundes erinnern, wie das folgende Bild zeigt.
Die Konsonanten sind:
ㄱ   g oder k
ㄴ   n
ㄷ   d oder t
ㄹ   r oder l
ㅁ   m
ㅂ   b oder p
ㅅ   s wie Smoking, vor i wie China
ㅇ   – (stummer Laut) oder ng (als Auslaut)
ㅈ   j wie Jimmy
ㅎ   h
Einige Konsonanten werden mit einem zusätzlichen Strich zu einem aspiriertem Konsonant.
ㅊ   ch Aspiriert wie Cha-Cha-Cha
ㅋ   k Aspiriert wie König
ㅌ   t  Aspiriert wie Tisch
ㅍ   p Aspiriert wie Pudding
Doppelte Konsonanten werden gespannt (mit gespannten Lippen) ausgesprochen
ㄲ   kk
ㄸ   tt
ㅃ   pp
ㅆ   ss
ㅉ   jj

Und schon kommen wir zu den Vokalen. Die Zeichen für diese bestehen aus drei Elementen.
_   Symbolisiert die Erde (Yin).
•   Steht für die Sonne am Himmel (Yang).
|    Soll einen stehenden Menschen darstellen, der Himmel und Erde verbindet.
Aus dem Punkt wurde später ein kurzer Strich. Ein zweiter Strich an einem Vokal fügt immer ein 'y' vor dem Grundvokal zu.
ㅏ   a
ㅑ   ya
ㅓ   eo (offenes o)
ㅕ   yeo
ㅗ   o (geschlossenes o)
ㅛ   yo
ㅜ   u
ㅠ   yu
ㅡ   eu (verschluckter Laut)
ㅣ   i
Einfache Kombinationen (ㅏ+ㅣ= ai wird schnell gesprochen zu ae)
ㅐ   ae (wie unser ä)
ㅒ   yae
ㅔ   e
ㅖ   ye
Weitere kombinierte Vokale. Diese klingen so, als würde man versuchen die beiden Vokale schnell hintereinander auszusprechen. Einige von ihnen werden in der tatsächlichen Aussprache nicht mehr unterschieden.
ㅚ   oe
ㅟ   wi
ㅢ   ui
ㅘ   wa
ㅝ   wo
ㅙ   wae
ㅞ   we

Und schon kennen wir alle koreanischen Zeichen. Nun wollen wir Worte schreiben. Hierfür werden diese Zeichen silbenweise angeordnet, wobei das erste Zeichen immer ein Konsonant ist. Darauf folgt ein Vokal. Danach kann ein weiterer (selten auch ein zweiter) Konsonant stehen. Die Anordnung erfolgt in einem gedachten Quadrat von links nach rechts und von oben nach unten. Steht ein Konsonant unten, so ist er ein Auslaut. Für Auslaute gibt es ein paar Abweichungen zur normalen Betonung, worauf wir hier aber nicht eingehen wollen.
Nun können wir also schon Silben und damit Wörter schreiben und lesen. Viel Spaß nun beim Üben. Hier ein paar Beispiele:
Hallo 안녕하세요 (an-nyeong-ha-se-yo)
Danke 감사합니다 (gam-sa-ham-ni-da)
Bitte 주세요 (ju-se-yo)
Auf Wiedersehen! (zur Person, die geht)  안녕히 가세요 (an-nyeong-hi ga-se-yo)
Auf Wiedersehen! (zur Person, die bleibt) 안녕히 계세요 (an-nyeong-hi gye-se-yo)

Natürlich wurde der freie Tag auch für etwas Kultur genutzt. Mit Julian war ich im Nationalmuseum und beim Kriegsdenkmal, welches auch ein Kriegsmuseum enthält. Der Eintritt für beide Museen ist frei. Dementsprechend sind es gerade für Familien beliebte Ausflugsziele. Das kann aber auch seine Schattenseiten haben. Im Nationalmuseum war alles noch sehr gesittet. Ein paar geführte Gruppen, kleine Familien und einzelne Kindergruppen, die scheinbar eine Art Wissensrallye gemacht haben und Fragen zu den Ausstellungsstücken beantworten mussten. Beim Kriegsdenkmal sah das schon etwas anders aus.
Die riesige Anlage wirkte auf mich eher erdrückend, was sie sicher auch sollte. Schließlich soll man sich hier bewusst machen, wie schlimm der Krieg war. Im angeschlossenen Park waren Flugzeuge, Schiffe, Panzer und anderes Kriegsmaterial ausgestellt. Dass viele Kinder auf sowas gerne rumklettern ist klar. Ein Familienpicknick mit Federballspielen unter den Flügeln eines Bombers mag etwas komisch aussehen, ist aber auch noch ok. Aber ich fand es seltsam, dass man sich hier teils vorkam wie in einem Vergnügungspark. Eltern, die mit ihren Kindern auf Panzer klettern und beide laut "BAM! BAM!" und "PENG! PENG!" rufen, stolzes Posen auf der Flak, Reiten auf Raketen und Plastikflaschen als Granaten zu werfen, scheint hier normal zu sein. Ich kam mir dabei etwas seltsam vor.
Im Museum selbst war es deutlich gesitteter. In einer großen Gedenkhalle wurden auf einem Bildschirm nach und nach die Namen aller gefallenen Soldaten eingeblendet. Das war schon etwas gespenstisch und mal was anderes als eine große Wand voller Namen. Auch der Rest des Museums war sehr ansprechend gestaltet.
Zum Abschluss noch ein kleiner Test. Was steht hier? Ein Tipp. Es ist deutsch ;)
힐 신드 디 빌델
2013-10-09 Hangeul Tag