Freitag, 6. September 2013

Andere Länder, andere...Läufer

Motiviert von den kleinen Fettknubbeltierchen der letzten Posts, bin ich gestern Abend direkt mal eine Runde joggen gegangen. In unserem Viertel fließt ein kleiner Fluss. Die Uferwege sind beleuchtet und auch spät abends noch gut besucht. Viele machen hier Picknick, Kinder spielen am Fluss, man kann Basketball und Federball spielen oder die öffentlichen Fitnessgeräte nutzen. Ja, hier stehen überall festinstallierte Fitnessgeräte rum, die auch von den gesundheitsbewussten Koreanern ausgiebig genutzt werden. (Ich werde demnächst mal ein paar Bilder davon machen)  Weiter runter den Fluss war eine kleine Plattform, auf der eine Dame mit Mikro Übungen vorgemacht hat. Diese wurden dann von geschätzten 40 Koreanern (vorwiegend ältere Damen) nachgemacht. Radfahrer gibt es hier generell sehr wenige, aber ein paar "Läufer". Allerdings sieht das hier etwas anders aus.
Der Laufstil der meisten Koreaner erinnert stark an Nordic Walking. Allerdings ohne Stöcke und deutlich langsamer. Die anderen Jogger sind oft auch nicht viel schneller unterwegs. Schließlich muss man ja unbedingt beim Laufen auf seinem Smartphone oder Tablet Fernseh gucken. Da kann man natürlich nemmer so schnell laufen. Tagsüber laufen viele Koreaner, vorwiegend weiblichen Geschlechts, mit offenem Regenschirm. Nicht etwa weil es regnet oder regnen könnte. Nein, als Sonnenschutz. In Korea gilt es als hübsch, möglichst blass zu sein. Daher enthalten hier Make-up und Sonnencreme auch Bleichmittel. Und da man eh langsam läuft, kommt es auch vor, dass manch einer einfach in Flip Flops laufen geht. 
Koreaner sind ja allgemein ziemlich lauffaul. Da wird auch für ein Stockwerk lieber fünf Minuten auf den Aufzug gewartet. So wurde ich nur ungläubig angeguckt, als ich heute beim Mittagessen erzahlt habe, dass ich gestern sechs Kilometer gelaufen sei. Noch ungläubiger als ich meinte, dass ich normal fast doppelt so weit laufe.

Da ich gerade schon bei kulturellen Unterschieden bin, will ich auch gerade von meinen Erfahrungen mit bunten Haaren in Korea berichten. Koreaner haben alle schwarze Haare. Ein paar ganz wenige versuchen sich den westlichen Idealen anzupassen und färben sich die Haare heller. Meist endet das in einem Braunton. Ganz selten sieht man etwas, dass man als blond bezeichnen kann. Das war es mit Farben.
In Deutschland gilt es als normal sich blond, braun, rot oder so zu färben. Auffälligere Farben, wie etwa Blau, sind schon eher selten. Schon in Deutschland wird man da manchmal etwas schief angeguckt. Den meisten ist es jedoch egal.
In Korea fällt man damit natürlich noch mehr auf. Wie ungewöhnlich das hier ist, zeigt ein Gespräch mit einem Koreaner. Der hatte mir nach kurzer Zeit gestanden, dass er anfangs tatsächlich geglaubt hat, dass mir blaues Haar wächst. Die einzige 'negative' Reaktion bisher war eine ältere Dame, die spontan die Straßenseite gewechselt hat. Meine Vermieterin hingegen war total begeistert. Sie meinte, dass das Blau perfekt zu meinen Augen passt und hat gefragt, ob sie das Haar einmal anfassen darf. Die Koreaner an der Uni sind auch relativ westlich eingestellt und haben damit kein Problem. Selbst die Professoren nicht. Für die meisten Jugendlichen ist es ebenfalls nichts besonderes. Kleine Kinder gucken einen meist mit offenem Mund staunend an, bis sie von ihrer Mutter weitergezogen werden. Ein Kind ist sogar fast gegen eine Laterne gerannt, weil es mir nachgucken musste. Koreaner sind generell sehr diskret und gucken einen nie direkt an. Man merkt aber schon, dass man mit bunten Haaren eher mal heimlich beobachtet wird.